Die neue französische Orgel in Stapelmoor

Der Ort Stapelmoor liegt in Nordeutschland in Niedersachsen im Großraum Emden.

Karte Stapelmoor

 

Orgle, lieber Organist,
mit Gefühl und als ein Christ.
Orgelst Du,
so denk allein an der Menschheit sündig Sein,
daß die Orgel mahnend klinge
und ins Herz erbaulich dringe.

© Quelle: Miein Lieblingsinstrument - Die Orgel - von Meinhard Walter

 

Orgel

Die Orgel in der Kreuzkirche in Stapelmoor. Der 1994 restaurierte und nach alten Fotos in den Details rekonstruierte Prospekt zeigt Elemente des Klassizismus und verschiedenere Stileinflüsse der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das sparsame Schleierwerk über den Pfeifen zeigt noch traditionelle Pflanzenmotive. Bemerkenswert ist das kräftige Rautenwerk in den Füllungen des Untergehäuses.

Spieltisch

Der Spieltisch der Orgel. Das dritte Manual ist als "halbes" Manual gebaut und umfasst nur den Diskant von der Mitte der Klaviatur (c´) bis zur höchsten Taste (d´´´). Es ist ein reines Solomanual mit den Registern Cornet sowie Trompette und befindet sich im oberen Mitteleteil des Gehäuses über den Pfeifen. Die französische Bezeichnung für dieses Solomanual heißt "Récit".

 

Orgel Innenansicht

Blick von hinten in das Innere der Orgel. Im Vordergrund unten Pfeifen der Grand d´orque und das Positif, darüber rechts oben das "aufgebänkte" Cornet der Grand d´orque. Links oben das "Récit "des 3ten Manual.

 

Disposition

I. Positiv / CD - d´´´

8 Bourdon
4 Flute2
2/3 Nazard
2 Doublette
1 3/5 Tierce
III. Plein jeu
8 Cromehorn

II. Grand d´orque / CD-d´´´

8 Montre (p)
8 Bourdon
4 Prestant
2 2/3 Nazard
2 Doublette
2 4.de Nazard
1 3/5 Tierce
V Cornet (ab C´)
IV Plein jeu
8 Trompette
4 Clarion
8 Voix Humaine

III. Récit / ab c´

8 Trompette de Récit
V Cornet de Récit

Pédal / C - f´

16 Bourdon
8 Flute
8 Trompette

Schieebkopel Pos./G.O.
Pedalkoppel G.O.

Winddruck 86 mm/WS
Tonhöhe normal
Stimmung mod. mitteltönig

 

Die ersten Nachrichten über eine Orgel in Stapelmoor stammen aus dem Jahr 1626, als "een klein Orgel" repariert wurde. 1785 besaß dieses Instrument sieben Register. Zu einer Erneuerung, zu der auch der Bau einer Empore im Westen und ein ein neues Gehäuses gehörten, kam es erst 1848. Der sonst wenig hervorgetretene Orgelbauer Eike Schulte aus Papenburg wurde mit dieser Aufgabe betraut. Ein Jahr später wurde das bis heute erhaltene Gehäuse für 41 Taler vergoldet. Das interessante Werk, das nach Notizen in den Kirchenrechnungsbüchern aus den Jahren 1852 bis 1854 einige alte Register enthielt, wurdee 1912 bis 1914 durch einen pneumatischen Neubau von der Orgelbaufirma Klaßmeyer aus Westfalen mit 14 Registern und 2 Manualen und Pedal ersetzt.

Nach dem Krieg versagte die Pneumatik und Paul Ott aus Göttingen baute eine mechanische Orgel unter Verwendung von Materialien aus dem 19. und 20.jahrhundert, darunter eine durchschobene lade für die Register der beiden Manuale. Leider waren Verarbeitung und Kosntruktion - bedingt durch die Nachkrigeszeit - nicht dauerhaft, sodass 1994 ein neues Instrument gebuat wurde. Diesem wurde auf Vorschlag von Harald Vogel die Clicquot orgel in Houdan als Vorbild zugrunde gelegt. So enstand in Stapelmmor die erste klassisch-französische Orgel in Deutschland, die im Pfeifenbestand der Manualwerke und in technischen Details konsequent einem originalen Vorbild folgt.

Die neue Orgel in Stapelmoor bringt einen Klang nach Ostfriesland, der eine Verbindung zu den Wurzeln der reformierten Traditionen des französischen Orgelstils, der zu Beginn des 18.Jahrhunderts - nicht auch zuletzt infolge der Hugenotten-Einwanderung - einen großen Einfluss im deutschsprachigen Raum gewann, liegt in den typischen Klangfarben, wie den brillianten Trompetenregistern, dem Solo-Cornett oder dem Terzenspiel ("jeu der tierce").

Der reine Prinzipalklang, der auch in deutschen Instrumenten eine wesentliche Rolle spielt, wird als "Plein jeu" (volles Spiel) bezeichnet. Eine ganz andere Art des Plenums ist das "Grand jeu" (großes Spiel). Dieses besteht aus einer Kombination von Zungenstimmen (Trompete und Clarion, dazu in bestimmten Fällen das Cromhorne im Positif), dem Cornet und einigen Füllstimmen.

Für das Projekt wurden die jungen Orgelbauer Bartelt Immer, Reinalt Klein sowie der Franzose Claude Jaccard gewonnen, die ein hochqualifiziertes Team bildeten.

Klein   Immer   Jaccard
         
Reinald Klein   Barteld Immer   Claude Jaccard

Als Vorbild diente die berühmte Clicqot-Orgel in Houdan (bei Versailles). Dieses Instrument passte fast auf den Zentimeter in das bestehende Gehäuse in Stapelmoor. Die Orgel der Stadttkiche in Houdan wurde 1734 von Louis-Alexandre Clicquot, einem Mitglied der bedeutesten Orgelbaufamilie in in Frankreich vor dem 19.Jahrhundert erbaut. Es handelt sich um ein Instrument das sehr kompakt gebaut ist und alle Windladen und Register in einem Gehäuse vereint mit einem im Prospekt stehenden achtfüßigen Prinzipalregister (Montre 8´). Das Hauptmanual (Grand d´orque) und das Zweite, mehr solisitische, Manual (Positif) stehen auf einer Windlade. Dabei wechseln sich die Kanzellen von Grand d´ orque und Positif ab.

Diese Bausweis wurde in Deutschland im 18. Jahrhundert nur sehr selten angewand, erfreute sich aber im 19. Jahrhundert größter Beliebtheit. Es ist ein intererssanter Zufall, dass die ursprüngliche technische Anlage der Orgel aus dem 19. Jahrhundert in Stapelmoor sehr ähnlich war. Es handelt sich um eine sogenannte "durchschobene Lade"

Das dritte Manual ist als "halbes" Manual gebaut und umfasst nur den Diskant von der Mitte der Klaviatur (c´) bis zur höchsten Taste (d´´´). Es ist ein reines Solomanual mit den Registern Cornet sowie Trompette und befindet sich im oberen Mitteleteil des Gehäuses über den Pfeifen. Die französische Bezeichnung für dieses Solomanual heißt "Récit".

Das Pedal mit den beiden Grundregistern in 16´ und 8´ Lage sowei der Basstrompete ( Trompette 8`) ist hinten im Gehäuse an der Wand aufgestellt.

 

Die Kreuz-Kirche in Stapelmoor

Stapelmoor ist eine der ältesten Ortschaften Ostfrieslands, deren Ursprünge schon in vorchristlicher Zeit vermutet werden. Im Jahr 1428 wird das Gemeinde-Kirchspiel erstmalig erwähnt. Der Ort war bis zur Gemeindereform 1974 eine eigenständige Gemeinde. Zu ihr gehörten unter anderem Stapelmoorerheide, Diele und einige weitere Dörfer.

Die Kreuzkirche in Stapelmoor stammt aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts. Ihr ungewöhnlicher Grundriss in Form eines Andreaskreuzes weist keine rechten Winkel auf, im Innern sind große Teile der mittelalterlichen Ausmalungen erhalten. Der Taufstein aus Bentheimer Sandstein stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert, die Kanzel entstand etwa um 1600. Die Orgel wurde 1994 im historischen Gehäuse von Bartelt Immer, Reinald Klein und Claude Jaccard im klassisch-französischen Stil gebaut. Sie verfügt über 23 Register auf drei Manualen und Pedal. Vorbild war die berühmte Clicquot-Orgel in Houdan (1734).

Das Pfarrhaus wurde laut Giebelinschrift 1429 erbaut. Es ist eines der ältesten noch bewohnten Pfarrhäuser in Deutschland.

 

Stapaelmoor Kreuzkirche

 

.

 

Quellen: Faltblatt aus der Kirche Stapelmoor

Herausgeber: Evangelische-refomierte Kirchengemeinde Stapelmoor

und Wikipedia.de

 

 

gaestebuch


Eine Anmwerkung: Den Klang einer Orgel kann man nicht beschreiben, man muss ihn hören oder ihn selber erspielen.

Verehrter Besucher meiner Seiten. Vielen Dank, dass Sie mir schreiben möchten. Bitte entschuldigen Sie, dass ich von Ihnen verlange, meine e-mail Adresse mit der Hand zu tippen, aber nur so kann ich sicher stellen, dass "spider" meine e-mail Adresse scannen und ich mit Spam überflutet werde.
Sie erreichen mich über die folgenden e-mail Adresse:
christoph.pollag@pollag.de

 

noch mehr über Orgeln finden Sie, hier, auf meiner Homepage (bitte Text anklicken)





last update: 23.09.2009
erstellt: : 03.01.2009


©Copyright: Christoph Pollag