Wenn ein Superstar wie Shania Twain auf die Bühne betritt, bleibt
nichts dem Zufall überlassen. Durchkonzipiert bis ins sprichwörtliche
kleiste Detail sind die Shows der kanadischen New-Country Pop-Sängerin
Garant für Perfektion. Soundcheck sprach mit Shania´s
Font-of-House-Tonmeister und System-Designer Steve McCale über Sound,
Technik und einiges mehr.....
Eine mit über 10.000 Menschen restlos ausverkaufte Hal1e. Der
Blick fällt auf eine gigantische Mittelrundbühne mit mehreren Ebenen.
Ein riesiger, transparenter Seidenvorhang umhüllt die Bühnenkuppel.
Das Saallicht geht aus und im Scheinwerferlicht zeichnet sich übergroß
Shania Twains Schatten hinter dem Stoffgebilde ab. Der Vorhang fällt, und
es beginnt eine zweistündige Show die ihresgleichen sucht. Unterstützt
von einer zehnköpfigen Band, brennt die zierliche Shania Twain ein helles
Feuerwerk an Hits ab. Amerikanisches Entertainment dieser Kategorie bürgt für
Perfektion bis in den letzten Winkel der Produktion. Das Publikum ist
entsprechend hin und weg.
Nach Gitarren-, Bass- und sonstigen Amps hält man bei dieser Bühnenproduktion
vergeblich Ausschau. Sämtliche Backline-Verstärkung ist unter die Bühne
ausgelagert. Auch Monitorboxen sind nicht zu entdecken. Das komplette
Monitoring der Musiker funktioniert über
Sennheiser-Evolution-300-IEM-ln-Ear-Systeme. Darüber hinaus erfolgt auch
die Übertragung der Instrumentensignale auf Drahtlos-Basis. Einige Musiker
in Shanias Band spielen gleich mehrere Instrumente und tragen einen ganzen Gürtel
mit bis zu vier Beltpacks (Sender) mit sich herum um unkompliziert zwischen den
Instrumenten wechseln zu können. So z. B. Co'Y Churko der neben Gitarre,
Mandoline auch die Fiddle spielt und dazu noch singt. Allein die Violine wird
mit zwei Sennheiser-SK-3063-Sendem abgenommen (Pickup und Mikrofon). Das
komplette Tour-Setup besteht aus 16 Sennheiser Evolution Wireless 300 IEM sowie
32 Belt- pack-Sendern. Ein Sennheiser EM 1046 Receiver mit sage und schreibe
4.800 verschiedenen einstellbaren Frequenzen ist für den Empfang der
Signale verantwortlich. Die Programmierung und Steuerung erfolgen über ein
computergestütztes Kontrol1system. (Model SMCD), ebenfaHs aus dem Hause
Sennheiser. Wer schon einmal mit Sender gespielt hat, weiß, was dies für
einen Aufwand an Batterien bedeuten kann. Jedoch hat man dank neuester
Technologie eine derart drastische Reduzierung des Strombedarfs erreicht, dass
das komplette Beltpack-System mit Akkus betrieben werden kann. Insgesamt sind während
der Show über 50 Sendestrecken in Betrieb. Lediglich das Schlagzeug und die
Percussion sind konventionell verdrahtet. Neben den gekonnt inszenierten Show-
und Lichteffekten verblüfft vor allem der unglaublich perfekte und homogene
Sound, der aus den Boxen eines Clair Bros. Line Arraytönt. Und das in der
bekanntermaßen wirklich nicht gerade unkomplizierten Frankfurter
Festhalle.
Als wir kurz nach Soundcheck in die Halle dürfen. geleitet uns
Sound Engineer Steve McCale, zum fOH (front-of-House) Platz. Die Schaltzentrale
der Shania-Twain-Show weist gewisse Ähnlichkeiten mit einer Raumstation
auf. Für die Abmischung des Live-Sounds bedarf es gleich zweier Digico-
D5-Digitalkonsolen. Zwei weitere Pulte dieses Typs stehen zudem am Monitorplatz.
Diese 128-Kanal-Mischpulte (112 Ein-AD! 40-Ausgänge DA) haben optisch nicht
mehr viel mit einem herkömmlichen Board gemein. Touch Screens, Jog Wheels
und Motor-Fader gestalten die Bedienobertläche. Bis auf einige hochwertige
Channel Strips für Stimme ist so gut wie kein zusätzliches
Outboard-Equipment zu sehen. Sämtliche Kompressoren, Gates sowie eine üppig
ausgestattete Effektsektion sind bereits in der Konsole intergiert..Sämtliche
Gain-Einstellungen, Instrumenteneinsätze, Effekte und EQ-Einstellungen sind
programmiert. Natürlich greifen wir nach wie vor auch von Hand in den
Ablauf ein", erzählt uns Steve.
Während der Show überwachen und steuern drei Tonleute den
Sound. Die drei Operator Nigel Green, Steve McCale und Robert Weibel teilen sich
die Arbeit nach Signalgattungen auf. Nigel ist der oberste Mischtechniker, er überwacht
die Subgroups und konzentriert sich auf Gesang und Streichinstrumente, während
Steve und Robert sich um die zwölf Gitarrenkanäle bzw. 24 Drum kanäle
kümmern. Zusätzlich überwacht Marco Gamboa (Masters in Music,
Berkeley) die Synchronisation der Show mit Digital Performer. Aber wie setzt
man einen solch perfekten Studiosound von der CD auf die Bühnensituation
um? OB ihr es glaubt oder nicht, aber wir haben uns mit den drei
Live-Gitarristen (Brett Barcus, CoryChurko, Rade1l Wa1ler) nochmal ins Studio
be- geben und in einem Zeitraum von ungefähr vier Monaten wirklich jeden
Gitarren- und Akustik-Sound der auf Shania´s Album zu hören ist, auf
das Setup und die Verstärker umgesetzt, die wir auf der Tour benutzen
wollten. "Das Amp-Setup der drei Saiteninstrumentalisten besteht aus
diversen Matchless-Amps sowie POD-Amp-Simulatoren und Line-6-Effekte.
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Da verwundert es nicht. dass die Vorproduktion zu dieser Tournee
weit über ein Jahr betragen hat. Und getreu ihrem Tour-Motto "Up"
dürfte es auch weiterhin nur aufwärts für die sympathische
Kanadierin gehen. Ihr aktuelles Album hat binnen kürzester Zeit die
8-Millionen-Marke verkaufter Exemplare überschritten. Eben in jeder
Hinsicht ein Superlativ, dieser Act.
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Quelle und © Copyright: Soundcheck 06/2004
erstellt: 26.09.2004, update: 02.10.2004
© Copyright: Christoph Pollag